Sonntag, 22. November 2009

Grußwort der organisierten StudentenwerkerInnen an die Bildungsstreikenden

Wir organisierten Studentenwerker und Studentenwerkerinnen solidarisieren uns hiermit ausdrücklich mit den Bildungsstreikenden! Herzliche Grüße von all denen, die Euch in der Mensa das Essen kochen und ausschenken, Eure Kinder betreuen, die Euch beraten oder Eure Bafög-Anträge bearbeiten!

Wie ihr ja wisst, befinden wir uns seit 2006 in immer wieder unterbrochenen Tarifverhandlungen am Studentenwerk. In den Verhandlungen zu neuen Tarifverträgen hat uns die Geschäftsleitung im letzten Jahr damit konfrontiert, dass sie sich mit den „Tarifen mehr am Markt“ orientieren möchte. Marktorientierung heißt in der Radikalversion, dass Angebot und Nachfrage die Gehälter bestimmen. Für das Studentenwerk hieße es, dass dort, wo Beschäftigte aufgrund der niedrigen Löhne zunehmend rar werden – beispielsweise die Betreuer in den Kindertagesstätten – Tariferhöhungen angedacht sind. Gleichzeitig hieße es aber auch, dass die Beschäftigten in angeblich un- und angelernten Tätigkeiten schlechter gestellt werden – frei nach dem Motto: „Von denen nehmen, die eh schon wenig haben“. Das ist auch Marktorientierung: Absenkung der Gehälter derjenigen Beschäftigten im Niedriglohnbereich, die ja „draußen“ auch nicht mehr bekommen.

Da wir uns nicht auf diesen faulen Kompromiss einlassen wollten (Beschäftigtenumfrage von ver.di), hat die Geschäftsführerin Frau Mai-Hartung die Tarifverhandlungen Anfang 2009 abgebrochen. Um den betrieblichen Rückhalt für neue Verhandlungen zu stärken, haben einige von uns an einem Organizing-Training teilgenommen und viel mit Kollegen und Kolleginnen – aber auch mit unseren Nutzerinnen, also den Studierenden – gesprochen und sie über die Situation informiert. Studentische Gruppen haben das aufgegriffen und uns auf unserer Personalversammlung im September dieses Jahres ihre Solidarität im Falle eines Streiks ausgesprochen. Das hat nicht nur uns in unseren Forderungen bestärkt, sondern auch zu dem großen Erfolg geführt, dass die Niedriglohngruppen nun NICHT mehr im Gespräch sind! Danke an alle Beteiligten!

Wir Organisierten machen natürlich weiter und fordern Tariferhöhungen für die Beschäftigten. Seit 2003 verzichten wir, die Beschäftigten des Studentenwerks Berlin, auf 8-12 % unseres Einkommens. Zwar arbeiten wir auch weniger, allerdings hat sich das Arbeitsvolumen für viele erhöht. In den Mensen wurden vermehrt Leiharbeitskräfte zu weitaus schlechteren Bedingungen eingesetzt, um die anstehende Arbeit zu bewältigen.

Was hat das jetzt mit den jetzigen oder künftigen Studierenden zu tun?! Das Studentenwerk finanziert sich aus Euren Sozialbeiträgen, aus Landeszuschüssen und den Umsätzen in den Mensen und Wohnheimen. Das Land zieht sich immer mehr zurück – mit dem Ergebnis, dass auf Sozialbeiträge und Löhne Druck aufgebaut wird! Mit dem Ergebnis, dass die Essen und Wohnungen teurer geworden sind! Mit dem Ergebnis, dass das Studentenwerk Berlin wie viele andere Studentenwerke Leiharbeitskräfte eingestellt hat, um das Arbeitsvolumen zu packen! Begründet wird die Reduzierung mit den leeren Kassen. Diese Argumentation kennt auch ihr! Wir sagen: Die Kassen sind nicht leer, sie sind leer gemacht worden! Von den Privatisierungen, Ausgliederungen, Personal- und Sozialabbau der letzten Jahrzehnte in der öffentlichen Verwaltung und anderswo haben vor allem einige wenige Investoren und Privatunternehmen profitiert! Wir sagen: Holt Euch das Geld woanders und nicht von denen, die eh schon seit Jahren Verzicht leisten! Schluss mit der Lohnzurückhaltung zur Haushaltssanierung! Schluss mit Kürzungen im Bildungsbereich!

Keine Kommentare:

Kommentar veröffentlichen